Die Fahrzeugtechnik

 

Aus der Sicht der Kraftstoffversorgung lassen sich Autogasfahrzeuge in zwei Gruppen einteilen:

 

- monovalente Fahrzeuge, die ausschließlich mit Flüssiggas fahren

 

- bivalente Fahrzeuge, die neben dem Gastank auch über einen Benzintank verfügen und somit beide Kraftstoffarten nutzen können

 

Die Autogastechnik wird überwiegend für die nachträgliche Umstellung von Benzinfahrzeugen verwandt, aber bereits auch von einigen Fahrzeugherstellern bei Neufahrzeugen ab Werk angeboten.

 

In den nachgerüsteten Fahrzeugen bleibt der ursprüngliche Benzintank erhalten und man kann wahlweise mit Autogas oder Benzin (bivalenter Antrieb) fahren. Mit einem Schalter kann man vom Autogas- zum Benzinbetrieb wechseln, dies kann sogar während der Fahrt geschehen. Bei leerem Gastank kann die Fahrt ohne Unterbrechung mit Benzin fortgesetzt werden. Die Reichweite des Fahrzeuges wird also deutlich vergrößert.

 

Bei den Fahrzeugen die vom Fahrzeughersteller vom Werk aus mit einer Autogasanlage versehen sind ist oftmals ein kleinerer Benzintank verbaut, wodurch der Vorteil der vergrößerten Reichweite nicht zum Tragen kommt. Gegebenenfalls sind eine verbesserte Motorabstimmung und eine bessere Nutzung des Wirkungsgrades des Motors möglich.

 

Die in Kraft- und leichten Nutzfahrzeugen eingesetzte Autogastechnik ist bisher noch durchweg für den bivalenten Antrieb ausgelegt. Bei Nachrüstungen wird hierbei mittels eines speziellen Einbausatzes in einem serienmäßigen Benzinfahrzeug die zusätzliche Nutzung von Autogas ermöglicht. Der eigentliche Benzinbetrieb bleibt davon unberührt.

Lediglich bei Bussen und schweren Nutzfahrzeugen wird eine monovalente Autogastechnik verwendet.

 

Wichtigstes Kriterium für eine bivalente Autogasanlage ist die Kompatibilität mit der eingesetzten Kfz-Technologie des umzurüstenden Benzinfahrzeuges. Dies hat im Laufe der Jahre zur Entwicklung verschiedener Autogastechnologien geführt. Im wesentlichen lassen sich die am Markt vorhandenen Autogassysteme in sogenannte Venturisysteme (selbst ansaugende Systeme) und Einspritz- bzw. Einblassysteme einteilen.

 

 

Venturitechnik

 

Die Venturitechnik ist die älteste und preiswerteste Lösung. Hierbei wird ein Dosierventil in den Ansaugstutzen montiert und Gas unterdruckgesteuert dosiert eingeleitet. Durch die Verengung des Ansaugquerschnittes ist mit leichtem Leistungsverlust und Mehrverbrauch zu rechnen. Diese Technik ist bis zur Abgasnorm Euro 2 (teilweise auch D3) ohne Verlust einer Steuerklasse geeignet.

 

 

Teilsequenzielle Anlagen

 

Teilsequenzielle Anlagen verwenden ein präziseres elektronisch gesteuertes Dosierventil, welches das Gas mittels eines sternförmigen Gasverteilers in die Ansaugstutzen der Zylinder einleitet. Eine Querschnittsverengung im Ansaugtrakt findet nicht statt so dass auch kein Leistungsverlust entsteht. Diese Anlagen verfügen meistens über einen eigenen programmierbaren Kennfeldgeber für den Gasbetrieb. Daher lassen sich auch ältere Kraftfahrzeuge bis zur Schadstoffklasse Euro 3 mit diesem System ausrüsten.

 

 

Vollsequenzielle Anlagen

 

Vollsequenzielle Anlagen verfügen über ein eigenes Dosierventil je Zylinder. Diese modernen Anlagen (z.Zt. Stand der Technik) verfügen häufig nicht mehr über einen eigenen autonomen Kennfeldrechner, sondern rechnen das im Bordcomputer abgelegte Einspritzkennfeld für Benzin auf die äquivalenten Gasmengen um. Daher sind die Umrüstung und die Programmierung einfacher, erfordert jedoch eine sequenzielle oder gruppensequenzielle Benzineinspritzung. Moderne Fahrzeuge verfügen bereits Mitte der 1990er Jahre über diese Technik. Die Einführung der Schadstoffnormen Euro 3 und Euro 4 mit EOBD (Euro-On-Board-Diagnose) machte die sequenzielle Benzineinspritzung zwingend erforderlich. Diese Technik erreicht die Abgasnorm Euro 4 meist problemlos bzw. die Norm kann sogar noch unterboten werden.

 

 

LPI-Anlagen

 

LPI ist die Abkürzung für Liquid Propane Injection und heißt übersetzt Flüssig-Propan-Einspritzung, d.h. Flüssiggaseinspritzung. Die sequenzielle Gaseinspritzung in flüssiger Form stellt wohl die neueste oder auch 5.Generation der Autogassysteme dar. Der große Vorteil des Einspritzens in flüssiger Form ist die kühlende Wirkung des verdampfenden Autogases (Innenkühlung) im Verbrennungsraum. Ein besserer Füllungsgrad in den einzelnen Zylindern und somit ein höherer Wirkungsgrad des Motors gegenüber den anderen Autogassystemen soll erreicht werden. Obwohl diese Technik bereits Anfang der 1990er Jahre vorgestellt wurde, haben Probleme im Detail bis heute eine weite Verbreitung dieser Technik verhindert.

 

Die Bezeichnung LPI hat sich der niederländische Hersteller Vialle markenrechtlich schützen lassen. Der Hersteller Icom bezeichnet die Technik der Flüssiggaseinspritzung daher als JTG. Bei der Vialle-Anlage wird ein eigenes Kennfeld mittels separatem Steuergerät generiert; verschiedene Kennfelder sollen schon vorgegeben sein. Icom geht da andere Wege und basiert mit der Einspritzmenge auf den Daten des Seriensteuergerätes für Benzin.

 

 

 

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